Als ich mit etwas kalten Füßen (das war aber auch alles) aufgestanden bin, habe ich Zeugs zusammengeräumt und dann das Auto erst mal freigekratzt (!), war doch kälter als 5°.

Um 9:15 meiner Zeitrechnung wollte ich auschecken, auf der Tafel stand: „Rezeption ab 8:30 besetzt.“, darauf machte mich auch nochmal der Kiosk Mann aufmerksam, ich meinte daraufhin: "Aber ist schon nach 8:30!", er dann: „nene, Zeitumstellung“. Mist, durfte ich noch warten. Eine landschaftlich sehr eindrucksvolle Autofahrt bis Bourg d’Oisans durch Provence und Alpen stand mir nun bevor, zwischenzeitlich dachte ich mir wirklich auch: „Warum fährst du so weit mit dem Auto, um auf diesen blöden Galibierpass zu fahren hier ists doch auch schön. Die Antwort auf die Frage bekam ich später. Schlussendlich nach ein paar Landschaftspausen um 12:15 mit dem Rad gestartet, war mir klar, dass ich die Uhr im Auge behalten musste, es wird ja jetzt schon sehr früh dunkel. Die Zeitumstellung wurde dieser Umstand ja nochmal begünstigt. Dementsprechend habe ich die Pausen auf ein Minimum reduziert und bin auch mit etwas mehr Dampf als sonst hochgeklettert, in der Hoffnung mein Tempo durchhalten zu können. Die ersten 9 km kannte ich bereits von Alpe d’Huez und les 2 alpes, das machte es aber nicht unschöner die Schlucht hinaufzufahren. Am Lac du Chambon angekommen begann der Abschnitt der Tour den noch nicht kannte. So bekam ich den Stausee mal von seiner Rückenseite zu Gesicht, und konnte langsam beobachten, wie der Zufluss sich durch das Tal fraß. [Erste Pause]

Da zwischenzeitlich sogar noch die Sonne zwischen den Bergen hervorschaute, eine echt schöne Radtour. Nichtsdestotrotz galt wieder die Regel, je höher man kommt, umso enger das Tal, umso näher die Berge, aber auch umso kälter. Am Col du Lautaret (2050HM, hier zweigt die Straße links Richtung Galibier ab, gerade aus geht es weiter in Richtung Italien) angekommen,

nochmal schnell alles durchgerechnet, ob ich denn noch vor Einbruch der Dunkelheit zurück sein kann, bin ich nach 10 min Esspause weiter gefahren, um auch noch die restlichen 650 HM etwas qualvoll hinter mich zu bringen. Ist schon nett einen Höhenmesser zu haben, das macht die Sache einschätzbarer. Insbesondere für die letzten 100HM musste ich mich immerwieder selbst motivieren und habe die Höhenmeter rückwärts heruntergezählt. Die letzen 50-100 HM waren für Autos gesperrt, da es dort einen Tunnel gab und es oben schon etwas zugeschneit war. Ich beschloss, dass dieses Verbot nicht für Radler galt, wenn man schon mal oben ist, dann auch ganz hoch. :-) Aber alle Strapazen, die ganze Hektik, die lange Autofahrt haben sich rentiert: Die Gipfel alle umliegenden Berge quasi auf Augenhöhe, fantastische Ausblicke in die beiden Täler, wirklich Wahnsinn. „Wie auf dem Dach der Alpen“
[Blick Richtung Col du Lautaret, von hier bin ich gekommen]


[Blick Richtung Valloire, also auf die andere Seite des Passes]
Nachdem ich auf dem Gipfel ruckzuck einige Fotos gemacht habe, einen Müsliriegel gegessen habe, und mir ein weiteres Paar Socken (Meine Füße sind dennoch eingeschlafen/eingefroren), zwei paar Handschuhe, Mütze Schal , Windjacke, etc. alles angezogen habe stand die 1,5h Abfahrt auf dem Programm (2 kleine Gegenanstiege). Das letzte Stück war dann bereits in Dunkelheit, Gott sei dank hat mein Helm zwei LEDs eingebaut, sodass ich mir sicher sein konnte von den Autos gesehen zu werden. Das nächste Mal nehme ich mir auch Fahrradleuchten mit, darauf kommts dann auch nicht mehr an, wenn man schon 5kg Essen, Jacken, Karten etc mit auf den Berg hochschleppe.
Größere Kartenansichthttp://thomas-in-lyon.homepage.t-online.de/kml/071028x.kmlDaten der Tour: 88,04km, 2087 HM
So unten angekommen, konnte es kaum fassen, dass alles noch geklappt hatte, habe ich mich entschlossen direkt heimzufahren. In der Nähe gab es laut Reiseführern keine ordentlichen Unterkünfte, ich wollte auch nicht so viel Geld ausgeben und der Gedanke an eine weitere Nacht im Zelt noch dazu im Gebirge löste keine Glücksgefühle in mir aus. Außerdem hatte ich ja alles „erledigt“ was ich wollte. Mein „Fahrradwolf“ den ich gerade aussitze gibt mir auch recht. Aber ich habe alles gut überstanden, bin trotz der Abfahrt bei ca. -2° C nicht krank geworden und habe zwei schöne Bergpässe abgefahren. Sicherlich wären beide mit etwas mehr Zeit netter gewesen, gerade die Mont Ventoux Strecke hätte man schön ausbauen können. Ich bin ja bis nächsten Sommer noch hier.
Die Radsaison zumindest was die Alpen betrifft werde ich dann für dieses Jahr abgeschlossen haben, Fazit: Es macht Spaß. Habe insgesamt 2474 km zustande gebracht, je nachdem wie man es sieht viel oder wenig. Mal sehen was nächstes Jahr so geht, wenn ich ordentlich trainineren kann überlege ich mir wirklich beim Eiger Chalenge mitzufahren.